Macondo-Festival 2008Donnerstag, 13. November19:30 Uhr, Musisches Zentrum, Ruhr-Universität-Bochum
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Szenische Lesung aus Nazim Hikmets aktuell auf Deutsch erschienenem Roman „Die Romantiker“ mit europäisch-anatolischer Fusion-Music: Ula? Öza?ac (Ba?lama „Saz“), Yama Karim (Tabla & Percussion), Ralf Werner (Cello & Sampler, Electronics), Martin M. Hahnemann (Rezitation & Electronics) In einer Hütte in Anatolien wartet 1924 der von einem tollwütigen Hund gebissene Nazim Hikmet die Inkubationszeit ab. Treten die im Lehrbuch beschriebenen Symptome auf? Zu den Ärzten will er nicht. Sie könnten ihn, den kommunistischen Aktivisten, verraten. In diesen vier Wochen erinnert sich der erst Zweiundzwanzigjährige an das, was er während seiner politischen Arbeit in Rußland und in der Türkei erlebt hat – und besonders an die geliebte Anuschka. Da Hikmet »Die Romantiker« aber erst 1962, ein Jahr vor seinem Tod, zu Ende geschrieben hat, wird mit der Geschichte des jungen auch die des alten Hikmet sichtbar, der weiterführt, ergänzt und korrigiert, was 1924 von seinem Leben zu erzählen war. Nazim Hikmet Ran wurde 1902 als Sohn einer kosmopolitischen osmanischen Familie in Thessaloniki geboren. Seine Kindheit hat Hikmet in Anatolien zugebracht. Hikmet hat sich sein Leben lang leidenschaftlich mit politischen Fragen beschäftigt. Er war Journalist und Dichter und wurde zum charismatischen Anführer der türkischen Avantgarde. Wegen seiner revolutionären politischen Tätigkeit wurde er mehrmals vor Gericht gestellt und zuletzt 1938 wegen Hochverrats zu 29 Jahren Einzelhaft verurteilt. Nazim Hikmet starb am Morgen des 3. Juni 1963 in Moskau. Im Jahr 2002 waren DIE KULTURTECHNIKER erstmals zu Gast beim Macondo-Literaturfestival, mit neuen Gastmusikern nähern sich Ralf Werner und Martin M. Hahnemann nun einem der bekanntesten Autoren der Türkei. Als Duo entwickelten Sie eine neue Form der musikalisch-literarischen Performance, elektronische Lesekonzerte, die im Spannungsfeld zwischen Live-Hörspiel und Musiktheater angesiedelt sind. Sowohl die rezitierende Stimme als auch das Violoncello werden elektronisch verstärkt und durch Live Elektronik klanglich modifiziert. Samples und vorproduzierte Umweltgeräusche ergänzen die Darbietung. Das musikalische Spektrum der Kompositionen und Improvisationen reicht von New Jazz und Kammermusik bis hin zu groove-betonten Passagen. Foto: Ole Petscheleit |