Gedicht:
Hinter der Schlafbrille:
Lazarett Insekten Schnee
III
Kein Iglu kann man daraus bauen
obwohl die Schädeldecke so gewölbt wie eines ist
Kein Zuhause und das Weltall reicht von einem
Ohr zum andren hin tiefer als der Tag es glaubt
Im Innern rieselt stetig Aschenschlaf
Da streun die Eisheiligen, was ohne Sünde bleibt
Schwarz geflockte Teilchen wirbeln bis zum Grund
tauen an und sind schon hinabgeschluckt
Und neuer Schnee schwebt durch
das große Schüttelglas
Es rutschen Muren los vom Stirnsteilhang
Lawinen federleichten Staubs
Die Augendeckel fest verpfropft bleibt im Kopf
das Klima gleich auf Nacht und schwerelosem Sturm
Unter der Asche erstarren konserviert
pappig warm Gedankenmumien
Silke Andrea Schuemmer, geboren 1973 in Aachen, lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Lyrik findet sich hauptsächlich in Anthologien und Magazinen sowie in einem bibliophilen Druck der Edition Fiebig. Im kookbooks-Verlag erschien 2004 ihr hochgelobter und hoch poetischer Roman „Remas Haus“. Unter ihren zahlreichen Stipendien und Auszeichnungen befinden sich der Christine-Lavant-Förderpreis (1997), der Georg-Christoph-Lichtenberg-Preis (1999) und der Walter-Serner-Preis (2005). Am 10. November erhält sie den Förderpreis des Landes NRW (Sparte Dichtung und Literatur) für junge Künstlerinnen und Künstler.
Internet: [www.silke-andrea-schuemmer.de]