Macondo-Festival 2005

Sonntag, 27. November

20.00 Uhr, Bahnhof Langendreer   

Gilad Atzmon & The Orient House Ensemble

"Gilad Atzmons bitterböser Roman trägt den Geist Houellebecqs ins heilige Land."
Cosmopolitan

"Sein subversives Werk ist eine beißende und zugleich sehr witzige Satire auf das moderne Israel. Gnadenlos rechnet er mit dem Zionismus ab, schlachtet jede erdenkliche heilige jüdische Kuh."
ZDF-Kultur

Gilad Atzmon: My one and only Love

Danny Zilber ist ein weltweit umjubelter Jazztrompeter. In seiner Garderobe ist allabendlich ein Kommen und Gehen der schönsten Frauen, aber keine kann sein Bedürfnis nach Liebe stillen. Bis zu dem Besuch einer mysteriösen Frau, die fast so schnell verschwindet, wie sie ihn verführt hat. Sie hat keinen Namen hinterlassen, aber mit starkem deutschen Akzent eine Fortsetzung versprochen. Ab jetzt ist Danny bei jedem Konzert nur noch auf der Suche nach dieser einen und einzigen Liebe.

Währenddessen berichtet Dannys Manager Abraham Shtil, genannt Avrum, wie er aus dem mittelmäßigen Armeetrompeter einen Weltstar gemacht hat. Mord, sexuelle Manipulation, die Entführung von Nazis, Gefälligkeiten für den Geheimdienst – er schreckt vor nichts zurück, um seine Macht und seinen Reichtum zu mehren.

Gilad Atzmon, selbst leidenschaftlicher Musiker, weiß, wovon er schreibt. Schrill und subversiv, sarkastisch und witzig, ist dieser Roman eine scharfe Abrechnung mit der israelischen Kultur und Politik. Eine literarische Provokation!

Gilad Atzmon, geb. 1963 in Jerusalem, lebt seit 1994 im Londoner Exil. Jazz-Saxophonist und Komponist, war er Mitglied von Ian Durys „Blockheads“ und leitet heute das „Orient House Ensemble“ (Gewinner des BBC Jazz Award „Best Album of the Year“ 2003). Die 2005 erschienene CD MusiK – Rearranging the 20th century (Enja-Records) wurde für den BBC Jazz Award “The Best Album of the Year” nominiert. Sein erster Roman Anleitung für Zweifelnde erschien 2004 bei dtv, sein aktueller Roman „My one and only Love“ ist in der Edition Nautilus erschienen.


Gilad Atzmon & The Orient House Ensemble

Der nach England ausgewanderte Israeli Gilad Atzmon verbindet in seinem Orient House Ensemble Elemente der Klezmer-Musik mit Spielweisen aus dem nordöstlichen Mittelmeerraum, vor allem aus den Traditionen des Balkans und der Türkei. Dabei ergötzt sich Atzmon, der auf dem Sopransaxofon durchaus auch nach Jan Garbarek klingt, mit süffigem Sound an der Klarinette.

Doch da wird nichts romantisch eingedickt; die Musik bleibt stets dem klaren Diskurs verpflichtet. Der Angang des zweiten Miles-Davis-Quintetts findet hier eine Fortsetzung in der Weiträumigkeit des Schlagzeugspiels Asaf Sirkis, das von Oli Hayhursts Bass trefflich unterstützt wird. Dafür aber, dass bei den unterschiedlichen stilistischen Ansätzen nicht einfach eine exotische Stilmischung herauskommt, sondern sich im chemischen Sinne stilistisch neue Stofflichkeit entwickelt, ist das großartige Klavierspiels Frank Harrisons verantwortlich. Es erinnert etwas an Wolfgang Dauner, doch statt dessen Eigensinnlichkeiten zu zelebrieren, agiert und reagiert es mit der wachen und offenen Intelligenz des frühen Herbie Hancock - eine Entdeckung, wie das Orient House Ensemble überhaupt.
Thomas Fitterling

Gilad Atzmon begeistert seine Zuhörer immer wieder mit seiner machtvollen, zuweilen ironischen Mixtur aus großem Bebop und nahöstlichem Tonfall. Die Vorgänger-CD „Exile“ (BBC Jazz Award 2003) galt beim Magazin "Concerto" als "eines der besten Alben, die je orientalische Musik mit der Formsprache des Jazz zusammenbrachten". Der britische Kritiker John Fordham nennt Atzmon im "Guardian" einen "Meister der Dynamik und des langsamen Aufbaus, der Lyrismen mit heiseren, Coltranesken Brüllern mixt, eine Kombination, für die allein er eine gewaltige internationale Reputation als Solist hätte. Aber seine selbst gewählte Mission, dem Jazz wieder die kulturelle/politische Schlagkraft zu geben, die er in der ersten Bop-Ära und im Freejazz der 60er-Jahre besaß, macht Atzmon noch um ein Beträchtliches größer."

Nach dem internationalen Erfolg von "Exile" widmet der streitbare Multi-Instrumentalist sein neues Album der Macht der Musik selbst. Das Wort "musik", deutsch ausgesprochen, signalisiert für ihn die Schönheit der Musik vor ihrer Zurichtung zur Ware. Atzmon führt hier eine charmante Attacke gegen den Musik-Kommerzialismus und gegen eine globalisierte "Kultur" unter amerikanischer Ägide. Robert Wyatt, auf dessen Album "Cuckooland" Atzmon mitwirkte, gibt auf "musiK" eine kleine, aber unnachahmlich diabolische Gastvorstellung. "Unser musikalisches Ziel", sagt Gilad Atzmon, "ist es, die Musik des untergegangenen europäischen Ureinwohners wiederherzustellen." Auf eine gleichermaßen ernsthafte wie unterhaltsame Weise liefert das Orient House Ensemble dabei ein "Neu-Arrangement" der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts: Es mischt Tango mit Cabaret und Balkanmusik, Saxophon mit Akkordeon, Klavier mit Rahmentrommeln. Time Out (London) jubelt: "Witzig, unheimlich, widerspenstig und schön: Dies ist ein großes Album!"