Macondo-Festival 2005

Samstag, 12. November

20.00 Uhr, Theater unter Tage   

[Debütantenball]

Vier neue Stimmen in der deutschsprachigen Literatur stellen ihre Debüts vor. Das Literaturmagazin Macondo versteht sich als ein Medium gerade für „junge“ Literatur, als Ort für literarische Entdeckungen. Nicht ohne Stolz weisen die Herausgeber darauf hin, dass drei der vier diesjährigen Debütanten bereits in Macondo veröffentlicht haben – so hatte Kristof Magnusson seine allererste Veröffentlichung 1998 in der ersten Ausgabe von Macondo.

"So wie es sich für einen hervorragenden Erzähler gehört, zeichnet Florian Werner kleine Stücke vom großen Ausbruch und von der Wahnsinnstat in der Liebe. Ich habe diese Erzählungen in einer einzigen Nacht gelesen und war am Ende verwandelt in einen grinsenden Romantiker. Mit diesem Erstling steckt Florian Werner 90 Prozent der deutschen Literaten locker in die Tasche. Großartig! Anbetungswürdig! Einfach schön!"
Feridun Zaimoglu

Florian Werner: Wir sprechen uns noch
(Erzählungen, dtv)

Zart fängt es an oder mit einem Knall. Später dann, wenn die gemeinsam befahrenen Gewässer längst nicht mehr neutral sind, ist es vielleicht so wie bei Francesco und Katalin in „Pappschnee“: ein Kontaktaufnahmeversuch jagt den anderen, sie senden Zeichen, berühren sich, sagen etwas, aber finden nicht die Worte für das, worüber sie eigentlich reden sollten.

Es geht um Paare in Florian Werners erstem Erzählungsband, um das, was unter der Oberfläche brodelt, in dieser allen Temperaturschwankungen unterliegenden Zone zwischen Himmel und Hölle, Teufel und Gott, Dur und Moll, heiß und kalt. In „Kleiner Apfel“ versuchen Maja und Bastian da herauszukommen, indem sie die Mauer wieder aufbauen wollen, doch die zischelnde Schlange, die es sich längst auf ihren Seelen bequem gemacht hat wie einst auf Evas Baum, taucht immer wieder auf und hinterlässt ihre feuchtwarmen, höllischen Spuren.

Rhythmisch, gleich einem Sprechgesang umkreist Florian Werner in diesen 13 Augenblicken gleichenden Geschichten die unendliche Unfähigkeit, über das Unaussprechliche zu reden, und die archaische Angst, sich für immer zu verbrennen. Ja, wir sprechen uns noch – trotz der schrecklichen Hitze da unten.

Florian Werner, geboren 1971, studierte Anglistik, Amerikanistik und Germanistik und promoviert derzeit über HipHop und Apokalypse. 2001 gewann er den 1. Preis beim Allegra-Literaturwettbewerb, 2002 wurde seine Karaokeseifenoper „Rachengold“ am Stadttheater Hildesheim uraufgeführt. Er ist Texter und Musiker in der Literaturgruppe Fön, deren erster gemeinsamer Roman, zeitgleich mit einer CD, im Herbst 2004 erschien. Florian Werner lebt in Berlin.